Wenn der Berater mehr Veränderung will als der Kunde

Als externer Berater sieht man in Unternehmen die Baustellen und den Veränderungsbedarf und möchte Veränderungen anstossen. Kunden allerdings empfinden die Situation häufig anders. Die handelnden Personen erkennen keinen Anlass für Veränderungen. Wenn, dann sollen Veränderungen so stattfinden, dass möglichst alles beim Alten bleibt. Manche der Mitarbeiter spüren den Veränderungsdruck, haben aber nach vergeblichen Anläufen resigniert.

Wahrscheinlich hat jeder Berater diese Situation schon mal erlebt und sich gefragt, wie gehe ich mit solchen Situationen um?

Dranbleiben und Ausdauer beweisen? Zügig verschwinden und ein anderes Projekt finden? Den Mund halten und es dem Auftraggeber recht machen?

Die wichtige Botschaft vorab: Keine Variante ist falsch oder richtig. Es gibt immer gute Gründe, sich so oder anders zu verhalten.

In diesem Beitrag schreibe ich über meine persönlichen Absichten für solche Situationen. Ergänzend möchte ich eine Beobachtung teilen und wage eine Prognose für die Entwicklung der Berufswelt.

Als Agiler Leader möchte ich in Verantwortung gehen und in festgefahrenen Organisationen Veränderungen anstossen. In Verantwortung zu gehen, bedeutet in diesen Unternehmen vor allem agiles Handeln vorzuleben. Kleine Veränderungen anstossen, überzeugen, mitnehmen, Verbündete finden, sich vorrangig dem Projekterfolg zu verpflichten. Sich bewusst sein, dass man wahrscheinlich lange der Einzige sein wird, der Verantwortung übernimmt.

In Verantwortung zu gehen, bedeutet manchmal auch weggehen zu müssen. Wenn mein Wertesystem in Gefahr ist, verlasse ich das Unternehmen und suche nach einem agilere Umfeld und einer Kultur der Zusammenarbeit.

Das erleben andere Freiberufler und Angestellt in ähnlicher Weise. Inzwischen verbringen Berufstätige nicht mehr ihr ganzes Leben bei einem Arbeitgeber. Die Millennials sind ins Arbeitsleben eingetreten, vielen ist eine sinnstiftende Tätigkeit wichtiger als Karriere und Absicherung.

Ich beobachte, dass das Bedürfnis nach einer erfüllten Tätigkeit die Arbeitswelt immer stärker polarisiert. Dabei spielt das agile Arbeiten und das agile Mindset eine immer entscheidendere Rolle.

Unternehmen, die agil aufgestellt sind, in selbstorganisierten Teams arbeiten und ihren Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen, sind in der Lage, sich geänderten Bedingungen anzupassen. Diese Unternehmen haben einen Zustrom von Bewerbern, die genauso arbeiten wollen.

In hierarchisch geführten Unternehmen, die weiterhin auf Command und Control setzen, werden langfristig die Mitarbeiter bleiben, die nicht agil arbeiten können oder wollen.

Diese Entwicklung wird sich von selbst verstärken. Agile und hierarchische Unternehmen werden in ihrer Kultur und Arbeitsweise immer weiter auseinander driften. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist absehbar und es wird für die Dinosaurier auch diesmal vermutlich nicht gut ausgehen.

Ariane Scheer
Ariane Scheer

Agile Leader
Brückenbauer



Ich helfe Unternehmen in agilen Projekten steuerungsfähig zu bleiben.